
Wohnungslüftung als selbstverständlicher Bestandteil eines zeitgemäßen Sanierungskonzeptes
Sanierung - Ganz oder gar nicht!
Wegen der heute vorgeschriebenen energiesparenden Bauweise, werden Gebäudehüllen bei der Sanierung praktisch komplett luftdicht gemacht. Dadurch reduzieren sich Energieverluste auf ein Minimum, es entsteht jedoch gleichzeitig ein neues Problem: Die Gebäude werden so dicht, dass bei üblichem Lüftungsverhalten nicht genügend frische Luft nachströmt. Die Folgen können Feuchteschäden, Schimmel- und Milbenbefall und Schadstoffanreicherungen in der Raumluft sein.
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Nach der Sanierung - Luftdicht abgeschlossene Gebäude
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Mit Ausgabedatum Mai 2009 wurde nach mehrjähriger Überarbeitung die aktualisierte Lüftungsnorm DIN 1946-6 veröffentlicht. Damit ist sie für alle am Bau Beteiligten verbindlich. Sobald bei der Sanierung von Gebäuden mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht werden, muss jetzt ein so genanntes Lüftungskonzept erstellt werden. Mit anderen Worten, der Architekt, Planer oder Fachhandwerker muss einen rechnerischen Nachweis darüber führen, wie nach dem Einbau luftdichter Fenster weiterhin eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz sichergestellt wird.
Dazu ein kleines Zahlenspiel:
Die Dichtheit eines Fensters wird durch den Fugendurchlasskoeffizient (a-Wert) beschrieben. Je kleiner der Wert, umso dichter schließt das Fenster. Genauer gesagt gibt der a-Wert an, wie viel Kubikmeter Luft in einer Stunde durch eine 1 Meter lange Fuge bei einer definierten Druckdifferenz (Prüfdruck) strömen. Der genormte Prüfdruck von 10 Pa entspricht dabei einem leichten Luftzug.
Wie Untersuchungen im Rahmen von Forschungsvorhaben ergaben, betrugen die a-Werte früher für z.B. Kastenfenster bis zu 5,0 m³/h*m. Bei einem Fenster mit etwa 1,20 m Breite und 1,40 m Höhe entspricht dies einem natürlichen Luftdurchgang von 26 m³/h.
Moderne Fensterkonstruktionen weisen a-Werte von nur noch 0,05 m³/h*m auf. Das heißt, durch so ein Fenster gleicher Größe strömen auf natürliche Weise nur noch 0,26 m³/h Luft. Oder anders ausgedrückt: Neue Fenster sind bis um den Faktor 50 dichter als alte Fenster im Bestand!
Die Konsequenzen
Das Lüftungsverhalten der Bewohner müsste sich nach der Sanierung schlagartig und massiv ändern, anderenfalls kann die in der Wohnung entstehende Feuchte nicht mehr abtransportiert werden. Wo kein Kläger, da kein Richter! Aber sobald ein Feuchteschaden auftritt, werden die Fachleute die an der Sanierung des Gebäudes beteiligt waren in die Verantwortung genommen. Wer bei einer Sanierung keine Überlegungen zur Sicherstellung des Mindestluftwechsels anstellt bzw. kein Lüftungskonzept erstellt, der wird im Schadensfall den Kürzeren ziehen. Wohnungslüftung ist heute selbstverständlicher Bestandteil eines zeitgemäßen Sanierungskonzeptes.
Feuchteschäden und Schimmelpilze
Wie groß die Schimmelgefahr in Deutschland ist, zeigte eine Erhebung der Arbeitsgruppe Raumklimatologie der Uni-Klinik Jena bereits im Jahr 2003. In der repräsentativen Untersuchung in bundesweit 5.530 Wohnungen wurden in 21,9 % aller untersuchten Wohnungen sichtbare Feuchtigkeitsschäden (Feuchtefleck, Stockfleck, Schimmel) gefunden. Die Ursachen für die Schäden sind vielfältig z.B. aufsteigende Erdfeuchte, Regenwasser, Rohrschäden usw. Die Studie weist aber auch im Einzelnen nach, dass bei unzureichender Lüftung die Feuchteschäden signifikant steigen.
Die Anzahl der Arten von Schimmelpilz wird auf etwa 250.000 geschätzt, zirka 100.000 davon sind bisher erfasst. Etliche können unter entsprechenden Umständen Gifte, so genannte Mykotoxine, herstellen, die je nach Menge ein Gesundheitsrisiko darstellen. Unter den Mykotoxinen gibt es die Aflatoxine, die zu den giftigsten Stoffen zählen, die in der Natur vorkommen. Generell kann man sagen, dass Feuchteschäden aller Art das Risiko, an Asthma zu erkranken, um 50% erhöhen.
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....Daten und Fakten zur Erstellung eines Lüftungskonzepts folgen demnächst!
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